Geschichte

Die oberbayrische Gemeinde Schweitenkirchen mit ihren Hauptortsteilen Schweitenkirchen, Aufham, Dürnzhausen, Geisenhausen, Güntersdorf und Sünzhausen befindet sich im Landkreis Pfaffenhofen a.d.Ilm an der Bundesautobahn München-Nürnberg-Berlin. Von der Autobahn führen zwei Ausfahrten ins Gemeindegebiet, nämlich die Ausfahrt "Schweitenkirchen" und "Geisenhausen" (Behelfsausfahrt am Rasthaus "Holledau"). Die Gemeinde gehört zur Region 10 Ingolstadt. Die Entfernung zur Kreisstadt Pfaffenhofen a.d.Ilm beträgt 9 km, zur südlich gelegenen Landeshauptstadt München ca. 40 km und zur nördlich gelegenen Stadt Ingolstadt 35 km. Schweitenkirchen ist der höchstgelegene Ort in der Holledau (537 müM.). Sein Kirchturm grüßt weit ins Land hinein. Die Holledau oder auch Hallertau genannt ist das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. So können Sie sich sicher vorstellen, dass der Hopfen in unserer Landwirtschaft eine große Rolle spielt. Die hoch aufragenden Hopfenstangen werden von Fremden oft für überdimensionale "Bohnenstangen" gehalten.

Im Zuge der Gebietsreform, die sich von 1971 bis 1978 hinzog, wurden die einst selbständigen Gemeinden Dürnzhausen (im Jahre 1971), Aufham, Geisenhausen und Sünzhausen (letztere alle im Jahre 1978) nach Schweitenkirchen eingegliedert.

Im Jahr 1998 wurde Schweitenkirchen in den Regionalplan 10 als Kleinzentrum aufgenommen.

Nach neueren Ergebnissen von Namensforschern soll der Ort Schweitenkirchen bereits bei der Stammesbildung der Bajuwaren, also zwischen 550 bis 600 n.Chr. gegründet worden sein. Damit wäre unser Ort einer der ältesten im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen a.d.Ilm.

Im Jahre 1806 zerstörte ein großer Brand unseren Ort, wobei vom alten Dorf nicht mehr viel übrig blieb. Auch der Pfarrhof mit allen alten Schriftstücken aus vergangenen Zeiten wurde ein Raub der Flammen. Brandstifter soll ein gewisser Franz Dobmayr aus Eckersberg bei Pfaffenhofen gewesen sein, der nach mehreren solcher Untaten am 27.6.1811 auf der Richtstätte in Pfaffenhofen als letzter Delinquent mit dem Schwert vom Münchener Scharfrichter entleibt wurde. Die Schweitenkirchener bauten ihren Ort zwar schnell wieder auf, die Geschichte des Ortes aber ist infolge des Verlustes dieser alten Schriftstücke seitdem nur lückenhaft wiederzugeben, wobei auf fremde Urkunden zurückgegriffen werden muß: So ist im Jahre 837 in Freisinger Urkunden festgehalten, daß eine fromme "Matrone" namens "Suidmuot" (Swidmut) hier eine Kirche erbaute und sie mit Grund und Boden ausstattete. Es handelte sich um eine der Vorläuferinnen der jetzigen Pfarrkirche zur Ehren des Hl.Johannes des Täufers. Wann letztere allerdings erbaut wurde, läßt sich nicht mehr feststellen. Im Jahre 972 wird unser Ort "Suidmuotochirihun" genannt. Der Name wird mehrmals gewechselt, bis der ab 1315 gebräuchliche Name "Sweitmarschirchen" dem heutigen schon sehr ähnelt. Aus den frühesten Tagen unseres Ortes hört man nur von Tausch- und Kaufgeschäften, die die Bischöfe von Freising mit Hofinhabern und Pächtern in Schweitenkirchen abschlossen.

Im 12. und 13.Jahrhundert scheint es auch ein edles Geschlecht hier gegeben zu haben, das sich nach dem Ort benannte. So finden wir in Hochstiftsurkunden von Freising den Namen des Edlen "Lantolt Switimuetchirchen" und zwischen 1242 und 1246 werden ein "Heinrich" und eine "Adelheid von Switmutkirchen" genannt. Von diesem vornehmen Stamme ist allerdings in den folgenden Jahrhunderten nichts mehr zu hören. Im 17.Jahrhundert lag unser Ort im Rentamte Landshut und gehörte zum Gericht Moosburg. Erst 1841 wurde er dem Landgericht Pfaffenhofen zugeteilt.

Auch das Pfarrdorf Schweitenkirchen ist in Gerichtsurkunden von Moosburg öfters erwähnt. So lag die Pfarrei Schweitenkirchen im Jahre 1315 im Dekanat Aertenkirchen (Attenkirchen) und hatte drei Filialen, nämlich Sinzhausen (Sünzhausen), Thierhausen (Dürnzhausen) und Celle. 1740 und 1854 erhielt unser romanisches Gotteshaus Anbauten, die als nicht sehr kunstgerecht gelten. Im Jahre 1906 erfolgte eine Vergrößerung der Kirche. Diese Kirche birgt heute noch verschiedene alte und wertvolle Kunstwerke aus der Zeit des 15. und 16. Jahrhunderts. Die beiden kleineren Glocken goss 1454 der berühmte Gießer Ulrich von Rosen.

Der Gemeindeteil Aufham, der schon vor der Jahrtausendwende eine bekannte Siedlung war (Ausbau des Mutterortes Nörting im Landkreis Freising) und in der die Freisinger Bischöfe Grundstücke besaßen, hieß im 10.Jahrhundert "Ufheim" (uf = auf- oder hochgelegen).

Der Gemeindeteil Güntersdorf wird 860 als „Cundharesdorf“ erstmals erwähnt. Güntersdorf wurde am 1. Mai 1978 als Ortsteil der zuvor selbständigen Gemeinde Aufham im Rahmen der Gemeindegebietsreform nach Schweitenkirchen eingemeindet.

 

Fünf "-hausen"-Orte bildeten die ehemalige Gemeinde Dürnzhausen, welche im Jahre 1971 nach Schweitenkirchen eingegliedert wurde. Diese Endsilbe weist auf ein hohes Alter hin.

Dürnzhausen selbst ist einer der urkundlich ältesten Orte im Landkreis Pfaffenhofen. Schon im Jahre 757 taucht der Name in einer Schenkungsurkunde des Freisinger Bischofs auf und heißt dort noch "Teoruneshusir" (Häuser des Teoruni). Später wandelt der Ort noch oft seinen Namen. Gut erhaltene gotische Formen (wie auch die alten Glocken von 1443) lassen auch auf ein hohes Alter der Expositurkirche St. Georg schließen.

Auch unser Gemeindeteil Geisenhausen ist sehr alt: Ab 829 erscheint er als "Kysinhusir" (Häuser des Kyso), "Kysenhusen" und 1098 als "Gisenhusen". Der Name wird auf den Ortsgründer Kiso oder Giso zurückgeführt.

Die dortige spätgotische Pfarrkirche ist nach den letzten Renovierungen ein bemerkenswertes Zeug-nis bayerischen Christentums. Dafür stehen der gotische Taufstein, die nachkonziliare Kreuzgruppe mit vier Assistenzfiguren und die spätgotische Madonna sowie die Heiligen-Figuren aus dem 15. Jahrhundert.

Im Jahre 1388 siegelt ein "Perchtold von Geisenhausen" eine Urkunde (Kurbaiern Nr.19671). Sein Siegel zeigt im spitzen Schild drei nach unten gerichtete Seerosenblätter und ist noch heute das Wappen des Dorfes.

Geisenhausen gehörte früher zur sog. Herrschaft Wolnzach. Dabei handelt es sich um ein wittels-bachisches Urbaramt, das im 14. Jahrhundert an die Familie von Preysing aus Wolnzach kam. Geisenhausen bildete eine Hauptmannschaft innerhalb dieser Herrschaft.

Die Erforschung der frühesten Geschichte unseres Gemeindeteiles Sünzhausen ist sehr erschwert, da bei Freising ein Pfarrdorf gleichen Namens liegt, das ebenfalls um 800 n.Chr. erstmals in Freisinger Urkunden auftaucht.

Der Ortsname leitet sich von dem Personennamen "Sindeo" (Ortsgründer) ab. Es wechseln die Bezeichnungen "Sinishusen", "Sindehusen" und später "Sintzhausen".

Ab 1100 tauchen die "Herren von Sünzhausen" auf.

Letzte in der langen Reihe von Hofmarksbesitzern waren die Herren von Koch zu Rohrbach. 1722 wurden Kirche und Wirtshaus ein Raub der Flammen, 1820 entstand die Expositur und um diese Zeit auch die einklassige Schule.

 

Im Jahre 1998 wurde Schweitenkirchen nach langen Bemühungen im Regionalplan 10 als Kleinzentrum aufgenommen.

Der erste Antrag zur Ausweisung Schweitenkirchens als Kleinzentrum wurde bei d.Regierung unter Bgm. Max Elfinger bereits im Jahre 1979 und dann mit Erneuerungsanträgen in den Jahren 1983, 1987 und 1992 gestellt. Im Jahre 1995 wurden dann neuere Daten nachgeliefert.

Zwischendurch hat die Gemeinde wegen Ernennung anderer, nicht besser gestellter Gemeinden als Kleinzentren und weitererer Nichtberücksichtigung Schweitenkirchens Klage beim Verwaltungsgericht in München erhoben.Man hat bei der Verhandlung aber erfahren müssen, daß es "im Unrecht keine Gleichbehandlung gibt" d.h., dass Schweitenkirchen kein Recht auf Ernennung daraus ableiten könne, dass andere Gemeinden evtl. zu Unrecht ernannt worden sind.

Sehr enttäuscht war man dann allerdings über den Bescheid der Reg.v.Obb.vom 31.3.1998 über die Fortschreibung des Regionalplanes, in welchem Schweitenkirchen aufgrund angeblich mangelnder Umsatzzahlen im Gegensatz zu anderen Gemeinden trotz großer Hoffnung und Erwartungen wieder nicht als Kleinzentrum ausgewiesen wurde.

Nach hektischen Aktivitäten durch Bürgermeister Vogler (u.a. Einschaltung des Landrats und Klageerhebung beim VG) wegen Fristablaufs hat man die von der Regierung offensichtlich falsch ermittelten Einzelhandels-Umsatzzahlen des Jahres 1985 (2,2 Mio. DM statt richtig 10 Mio. DM) berichtigt und dann endlich Erfolg gehabt: Die Reg.v.Obb. stellte deshalb in ihrem Bescheid an den Planungsverband der Region 10 Ingolstadt vom 18.6.1998 fest:

"Durch diesen Änderungsbescheid wird in Ergänzung des Bescheids vom 31.3.1998 auch die Gemeinde Schweitenkirchen als Kleinzentrum bestimmt."

Eine nochmalige Prüfung hat ergeben, dass Schweitenkirchen bezüglich des Einzelhandels-Umsatzes 1985 nicht einen Wert von 2,2 Mio. DM, sondern von 10,0 Mio. DM erreichte. Schweitenkirchen weist somit zwei Schwellenwerte (zentralörtliche Einrichtungen und Einzelhandelsumsatz) und einen Mindestwert (nicht-landwirtschaftliche Arbeitsplätze 1987) auf. Entsprechend der Begründung zum Ziel gem. LEP, A IV 1.4.2.1 sollen Gemeinden, die zu Kleinzentren ernannt werden sollen, in der Regel entweder zwei Schwellen - oder drei Mindestwerte erreichen."